Das doppelte Bügeleisen

New York hat ein Flatiron Building – Brandenburg an der Havel gleich zwei. Im Stadtteil Ring können Architekturliebhaber eine außergewöhnliche Bauweise entdecken.

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Bügeln gehört zu den unbeliebtesten Aufgaben im Haushalt. Wer nicht im Business-Look im Büro erscheinen muss, kann auf das Plätten gut und gerne ganz verzichten.

 

Warum dann also ein Bügeleisenhaus betrachten? Weil es rein gar nichts mit der unbeliebten Hausarbeit zu tun hat! Allein der Grundriss erinnert an ein Bügeleisen. Laufen zwei Straßen im spitzen Winkel zusammen und das zu bebauende Grundstück liegt im Innenwinkel der Fahrbahnen, werden Eckhäuser architektonisch angepasst. Und so entstehen trapezförmige Gebäude, die umgangssprachlich Bügeleisenhäuser genannt werden.

 

 

Markante Eckgrundstücke

 

Das berühmteste Gebäude, dem dieser Spitzname zuteil wurde, steht übrigens in Manhattan. Aber auch in Deutschland sind sie zu finden: Das Chilehaus in Hamburg und die Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz in Berlin sind markante Beispiele. Aber so weit muss der Blick nicht schweifen, denn Brandenburg an der Havel hat sogar zwei Bügeleisenhäuser – und sie stehen sogar am selben Platz. Am Kreisverkehr in der Nähe des Hauptbahnhofs, an dem die Flutstraße, Werder- und Hausmannstraße aufeinandertreffen, liegen die beiden viergeschossigen Gebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf Eckgrundstücken.

Den Kritikern zum Trotz

 

Jede Neuerung oder Abweichung von der Norm ruft natürlich Miesmacher auf den Plan. Auch das Flatiron Gebäude in New York City, das heute als Wahrzeichen gilt, weckte zunächst Skepsis: Die Dreiecksform in Kombination mit der Höhe würde das Haus zum Einsturz bringen und der erzeugte Windkanaleffekt an der Kreuzung wäre gefährlich. Die Kritik ist längst verklungen. Genauso wie die des Brandenburger Fotografen Friedrich Schroder, der in der Ritterstraße ein Atelier führte und 1908 schrieb: „Wie hässlich aber die Sache in der Wirklichkeit aussieht, zeigt sich bei der Vereinigung der Flut-, Werder- und Linienstraße: im Vordergrund die Bügeleisen, daran anschließend die langweiligen graden Straßen ohne jeden Abschluss.“

 

Das Bügeln mag in manchen Haushalten vom Aussterben bedroht sein, doch die beiden hübsch sanierten Bügeleisenhäuser in Brandenburg an der Havel überdauern die Zeiten.